Samstag, 1. August 2015

Me din de Abena Serwaa!

So oder so aehnlich kann eine Konversation zwischen mir und Ghanaern verlaufen die Asante-Twi sprechen. Es ist neben dem Fante-Twi, Kwahu-Twi, Akim-Twi, Akwapem-Twi und Brong-Twi ein Dialekt des Akan - der Oberbegriff fuer alle Twi-Sprachen.
Trotz der Tatsache, dass die meisten Einwohner ihre Sprache als leicht zu lernen beschreiben, hat sie es ganz schoen in sich. Das ist auch einer der Gruende weshalb sich meine Kenntnisse auch nach diesen etlichen Monaten nur auf Smalltalk beschraenken.
Twi unterscheidet sich sehr von den germanischen Sprachen, sowohl in dem Alphabet, als auch in der Aussprache. Statt den herkoemmlichen uns bekannten Buchstaben c,j,q,v,x und z gibt es zwei zusaetzliche Selbstlaute: ɛ(aeae) und ɔ(orr).
In Twi gibt es vier Toene - einen tiefen, hohen, mittleren und nasalen Ton. Somit gibt es Worte die zwar gleich geschrieben, aber unterschiedlich gesprochen werden und somit auch eine andere Bedeutung haben.
Als kleines Beispiel: papá(Palmblattfaecher), pápá (gut) und pāpá(Vater).
Ausserdem gibt es auch Worte die identisch ausgesprochen werden aber dennoch vollkommen unterschiedliche Bedeutungen haben, wie beispielsweise:
té: fuehlen, hoeren, sprechen, verstehen, wohnen oder leben.
Gluecklicherweise kann man durch den kontextuellen Zusammenhang trotz Fehlern in der Aussprache verstanden werden. Was ich als sehr interessant empfinde ist, dass man Twi nicht Wort zu Wort uebersetzen kann, um auf die Bedeutung des Gespraechpatners zu schliessen.
So bedeutet "M'aakye!"(Mema wo akye), was als 'Guten Morgen' verstanden wird, strenggenommen "Ich wuensche Dir etwas Leuchtendes!". "M`aaha!"(Mema wo aha) - die Begruessung im Mittag - heisst woertlich uebersetzt "Ich wuensche Dir etwas Heisses!" und im Abend wuenscht man etwas Kuehles: "M`aadwo!" (Mema wo adwo).
Ja, ich denke ihr merkt, dass es sich bei Twi um eine spannende und ebenfalls komplizierte Sprache handelt. Was es fuer mich jedoch deutlich erleichtert das Thema eines Gespraechs zu erschliessen sind die englischen Wortanteile. Einige Worte existieren in Twi naemlich nicht, sodass Anglizismen eingetwit werden. Moechte ich beispielsweise sagen, dass ich aus Deutschland komme sieht das folgendermassen aus: "Mefri Gyɛɛmani". Es klingt in etwa so: mefri dschäämani - na erkennt ihr die Parallele zum klassischen Germany?
Weitere Beispiele sind:"bisinɛsman" der Geschaeftsmann, "lɔya" - der Rechtsanwalt oder "bia baa(beer bar)" die Kneipe.

Jetzt moechte ich Euch noch erklaeren wie ich zu meinem ghanaischen Namen "Abena Serwaa" kam.
In Ghana spielt es bei der Namensgebung eine wichtige Rolle an welchem Wochentag man geboren ist. Es gibt 14 feststehende Vornamen(sieben fuer Maedchen und sieben fuer Jungen), die automatisch abhaengig von dem Tag der Geburt vergeben werden. In Deutschland waere es beispielsweise folgendermassen: sonntags: Marie, montags: Caroline, dienstags: Matilda und so weiter.
In Ghana lauten die Namen so:

Als James mich an einem der ersten Tage nach meiner Ankunft in Ghana fragte an welchem Wochentag ich geboren sei, antwortete ich ahnungslos: "Ich glaube an einem Dienstag oder so." Er ueberhoerte mein "oder so" und taufte mich auf den Namen "Abena". Um den Namen vollstaendig zu machen fuegte er den Namen seiner Oma hinzu, "Serwaa". Fuer mich war und ist es eine grosse Ehre, da ich ja an ihrer Beerdigung teilnehmen durfte - ihr erinnert euch..? Nunja, jetzt trage ich den Namen "Abena Serwaa" und zittere stets bei dem Gedanken meinen wahren Geburtswochentag zu ueberpruefen. Ich denke das wuerde meine ghanaische Identitaet ruinieren.. also wagt es bloss nicht mir diese Information zukommen zu lassen. Auch wenn ich normalerweise ein sehr neugieriges Menschenkind bin - das interessiert mich nicht!!!!!(vielleicht noch ein weiteres Ausrufezeichen?)

Weitere Namensanhaengsel neben den Wochentagsnamen sind christliche/europaeische Namen, Benennungen nach Verwandten, Hinweise auf die Reihenfolge der Kinder(erstgeboren etc) oder auf die Umstaende der Geburt - zum Beispiel: 'Afriyie' - es ist bei guten Zeiten gekommen, 'Bediako'- es ist gekommen um zu kaempfen oder 'Boakye' - hilft zu fangen (hilfsbereit).
"Serwaa" weist bedeutungsgemäß auf eine intelligente, starke Königin hin.


In diesem Sinne, yɛnbɛhyia m`adamfos.
Bis bald meine Freunde,
Eure Abena Serwaa

Freitag, 10. April 2015

REISEREI

Guten Tag meine Damen und Herren!

Erinnern sie sich noch an mich?
Mein Name ist Luca. Ich bin diejenige, die momentan in Ghana verweilt. Da unten - im Westen Afrikas. Na, klingelt was?
Entschuldigt die längere Phase der Stille. Sie bedeutet nur Gutes. Ich habe mich hier eingelebt und mein zweites Zuhause gefunden. Momentan bin ich so sehr in das Schulleben des zweiten Terms(Trimesters) und somit meinem Alltag eingebunden, dass ich das Schlafen abends dem Kampf mit der Technik oder den Worten vorziehe.

Heute möchte ich Euch - nach reichlicher Verspätung- einen Einblick von den schönen Orten Ghanas geben, die ich bereits entdecken durfte.
Während meiner Silvesterferien hatte ich das Vergnügen mit einigen weiteren Freiwilligen auf Erkundungsreise im Süden des reizenden Landes namens Ghana zu gehen.

Unser erstes Ziel war das kleine abgelegene Dorf Mesomagor, das am Rande des Kakum Nationalparks gelegen ist. Von hier aus starteten wir einen zweistündgen Fußmarsch mitten in den tiefsten Regenwald. In Begleitung von zwei einheimischen Guides, die mit Machete und Gewehr bewaffnet waren, liefen wir durch einige, kleine Dörfer und vorbei an Feldern für Kochbananen oder Kakao.
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Ghana ist der zweitgrößte Kakaoproduzent der Welt, weshalb Kakao als wichtigste Kulturpflanze im Lande zählt. Sie wird überwiegend auf Kleinfarmen in Familienbetrieben und nicht auf Großplantagen kultiviert, da es sich um eine sehr krankheitsanfällige Pflanze handelt. Umso besser für uns! Dank der Guides hatten wir somit die Möglichkeit von den frischen Kakaobohnen zu kosten. Ihren Orientierungskünsten hatten wir zudem die Ankunft an unserem Schlafensplatz zu verdanken - einem in etwa neun Meter Höhe gelegenem Baumhaus mitten im tiefsten Wald. Da es lediglich eine hölzerne, offene Umrandung als Schutz gab, wurde die Nacht zu einer kalten, aber abenteuerlichen Erfahrung. Das Gezwitscher und Gezirpe von Tieren aller Art und das Erwachen mit einem schwindelerregenden Blick ins Grüne war absolut lohnenswert. Auf unserer Wanderung zurück nahmen die Guides sich viel Zeit für unsere Fragen. Sie zeigten uns den -laut ihnen- zweitgrößten Baum Ghanas und gingen mit uns auf Spurensuche von Elefanten. Im Kakum Nationalpark soll es neben den Waldelefanten, Waldbüffeln und Riesenwildschweinen zudem Bongos, Raubkatzen und zig verschiedene Arten von Vögeln geben. Für uns blieben diese jedoch leider weitestgehend unentdeckt. Die Machete und das Gewehr diente jedoch nur zu einem kleinen Teil als Schutz gegen derartige Genossen, erklärten uns unsere Guides. Vielmehr sollten sie unerwünschte Wilderer abschrecken und verhelfen unseren Pfad von Ästen und Lianen zu befreien.

Die nächste Station unserer Reise war das wunderschön am Atlantik, am Golf von Guinea gelegene Dorf Busua. Hier genossen wir unter Palmen und neben Fischerbooten eine angenehme Strandatmosphäre. An einem Tag wanderten wir in das nächste Dorf Butre, das an einer malerischen Bucht mit Flussmündung gelegen ist. Auch dem spontanen Angebot einer Kanutour gingen wir nach. Vorbei an Mangrovenwäldern und den Schlafplätzen von Alligatoren wackelten wir mit vollstem Vertrauen in unsere beiden Guides unseren Weg über den Fluss. Auffällig waren die unzähligen Krabben, die auf den Mangroven hausten und die Behälter und Methoden um eben diese zu fangen. Folglich erstanden wir auf dem Wasser - so von Kanu zu Kanu - einige dieser Krabben, die dann am Strand frisch gekocht wurden und von uns genussvoll verspeist wurden.

Von Busua aus führte unsere Reise uns nach einer kleinen Trotropanne über einen ellenlangen huckeligen Weg nach Prince´s Town. Hier steht eine der beiden deutschen Burgen in Ghana - die Groß-Friedrichsburg. 1683 wurde diese von den Preußen als Handelsposten gebaut. 1999 wurde die ehemalige Sklavenburg als UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und dient mittlerweile als Herberge für neugierige Besucher - wie eben auch wir es waren.
Auf Grund des schlechten Erhalts der Räume entschieden wir uns zu einer Nacht unter freiem Himmel - selbstverständlich jedoch unter dem Moskitonetz. Neben einem abendlichen Festmahl - selbstgegrilltem Fisch - und morgendlichem Baden in der Lagune, genossen wir die atemberaubende Aussicht über das charmante Dorf.

Unser nächstes strändliches Ziel war Winneba, wo wir feierlich das neue Jahr 2015 begrüßten. Der Name Winneba leitet sich von "windy bay" ab, was schon andeutet, dass die Brandung das Baden nur ungern zuließ. An der malerischen Lagune jedoch konnte man sich problemlos abkühlen und ganz ungestört Sonne tanken. Winneba besitzt sowohl einen quirligen Fischerhafen, als auch eine Universität für Erziehung und die einzige Sporthochschule Ghanas. Trotz der hohen Anzahl an Studenten war die Stadt in der Silvesternacht so gut wie ausgestorben, da die meisten Ghanaer es pflegen das neue Jahr in der Kirche willkommen zu heißen. Am Neujahrstag fand im Kontrast dazu ein gut besuchtes, lautes Festival statt. In kreativen, kunterbunten Kostümen traten fünf riesige Tanzgruppen in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Ghanaer sind sehr begabte Tänzer und auch die muskulösen Körper können sich sehen lassen.



Insgesamt war diese längere Reise, die am Ende noch durch einen kurzen Aufenthalt in Accra abgerundet wurde, eine wundervolle, spannende Zeit für mich!

Ende Februar fand dann das einwöchige Zwischenseminar in der Volta-Region, im Osten Ghanas, statt. Neben Problembesprechung, Reflektion und Ausblick blieb viel Zeit für den Austausch mit anderen Freiwilligen hier in Ghana oder aus dem Nachbarland Togo. Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke unterschieden sich teils sehr von meinen eigenen, sodass mein Blick sich auf Ghana und meinen Freiwilligendienst erheblich erweiterte. Auf Grund der schönen Umgebung konnten wir zwei Ausflüge unternehmen: es führte uns zu einer Papaya- und Ananasfarm, die von einem Deutschen gegründet und geführt wird. Hier bekamen wir neben der Führung über das Gelände einen guten Einblick von den Komplikationen mit denen diese und jede Plantage in Ghana etc. umzugehen hat. Natürlich durften wir uns auch von der geschmacklichen Qualität überzeugen hihi! Wenn ihr in Deutschland in Supermärkten wie Lidl eine Papaya kauft, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie eben von dieser besagten Plantage stammt. Der zweite Ausflug war eine Wanderung zu dem unteren von zwei Wasserfällen in der Ortschaft Wli, den wir bei jeder Seminareinheit von unserer Unterkunft aus sehen konnten. Diesen Wasserfall nun auch aus der Nähe betrachten zu dürfen hatten wir uns somit fleißig verdient!
Zwischen all dieser Reiserei habe ich selbstverständlich stets fleißig gearbeitet, sodass es so langsam mal wieder Zeit wurde auf weitere Entdeckungsreise zu gehen. Dieses Mal jedoch nicht mit anderen Freiwilligen - nein! Da habe ich nicht nur das große Glück ein solch erlebnisreiches, abenteuerlustiges Jahr in Ghana zu verbringen, sondern komme sogar in den Genuss meine Eltern und meine ältere Schwester Eiki für zwei Wochen daran teilhaben zu lassen. James, mein Gastpapa und der Besitzer er Kids-of-Light School, freute sich so sehr mit mir, dass er mir netterweise erlaubte diese zwei Wochen mit meiner Familie zu verreisen, womit ich längere und frühere Ferien genießen kann als die übrigen Lehrer und Schüler.

Die Freude am Flughafen war riesig als ich meine Liebsten wieder in die Arme schließen konnte. Das ist ja auch kein Wunder, wenn man sich knapp acht Monate nicht gesehen hat. Unsere ersten Tage verbrachten wir in der Hauptstadt Accra, wo Akklimatisierung und erste Eingewöhnung an die andere Welt geplant waren. Nebenbei stand die erste Sightseeingtour mit unserem neuen ghanaischen Freund Caesar auf dem Programm. Neben überraschenden teils schockierenden Eindrücken gewannen meine Gäste Informationen über Kultur und Geschichte Ghanas und erste rötliche Hautverfärbungen.

Hier seht ihr den Independence Square, der anlässlich Ghanas Unabhängigkeitsfeier errichtet wurde. Am 6. März 1957 wurde die ehemalige Goldküste als erste Kolonie Afrikas dank Kwame Nkrumah - dem folglich ersten Präsidenten- unabhängig vom britischen Königreich. Jedes Jahr an diesem Tag finden an diesem und an weiteren Plätzen in Ghana große Feierlichkeiten und Märsche statt.

Das nächste Ziel unserer Reise war Cape Coast, wo am Meer das bekannte Cape Coast Castle gelegen ist. Hierbei handelt es sich um die größte und mächtigste Sklavenburg Ghanas. Für etwa 200 Jahre koordinierten die Briten von hier aus alle ihre Aktivitäten in Westafrika - unter anderem den Sklavenmarkt.
Es war sehr beklemmend zu sehen wie Menschen auf kleinstem Raum und ohne Licht oder Kleidung gehalten wurden. Bis zu drei Monate mussten Gefangene in den Kerkern vegetieren, bis Schiffe kamen und sie verladen wurden. Und damit nicht genug: zuvor wurden sie mit glühenden Eisen gebrandmarkt und aneinander gekettet. Bei dem Rundgang durch die Burg wurde einem ganz mulmig zumute und man fragte sich wie Menschen überhaupt dazu im Stande sein konnten ihren Mitmenschen derartiges anzutun. Noch schockierender ist es, wenn man bedenkt, dass es neben dieser Fort in Cape Coast noch knapp 60 weitere Handelsburgen in Ghana gibt.

Nach einem kurzen Aufenthalt am schönen Strand in Busua, wo ich nun bereits das dritte Mal sein durfte, ging es zu meinem ghanaischen Zuhause - das charmante Dorf Kona! Hier genossen wir neben einem stressigen Tag in und um den größten Markt Westafrikas in Kumasi, die ausgeprägte Fürsorge meines Gastpapas, die Kochkünste meiner Gastmama und die unermüdbare Energie meiner Gastgeschwister. Am Montag kamen Mama, Papa und Eike dann in den Genuss meine Einsatzstelle belebt kennen zu lernen - es war schließlich Schultag. Die Schüler staunten nicht schlecht als sie meine Doppelgängerin, eine weiße Frau und einen weißen Mann entdeckten. Nachdem diese sich sogar beim morgendlichem Schulassembly vorstellten, wollten alle Kinder mit den deutschen Gästen Klassenfotos machen. Ja ihr drei, jetzt könnt ihr nachvollziehen wie unangenehm die Aufmerksamkeit auf Grund von Hautfarbe sein kann!

Nach einem kurzen, spontanen Zwischenstopp in der freundlichen Provinzstadt Koforidua führte unsere Reise uns zu unserem letzten Ziel: Ada Foah. An diesem paradiesischen Ort fließt der riesige Voltasee ins Meer, weshalb eine spektakuläre, komische Strömung vorzufinden ist. Zudem kann man auf der Sandbank stehend einen einmaligen Blick genießen: das ruhige Lagunenwasser auf der einen Seite und tobende Wellen des Meeres auf der anderen. Hier hatten wir die perfekte Gelegenheit noch einmal die Seele baumeln zu lassen bevor es bereits zu unserer letzten Station ging - das laute, belebte Accra.
Zum Abschluss besuchten wir noch den Art Market, wo man schöne Kunsthandwerke erstehen kann und den Laden der "Global Mamas", die handgemachte Fair Trade-Produkte herstellen (ein Blick lohnt sich: http://www.globalmamas.org ). Außerdem spendierten Mama und Papa mir noch einen richtigen Burger mit Pommes, den ich mir ansonsten als Freiwillige ungern leisten würde hihi.

Zwei Wochen vergehen wie im Flug, wenn man sie mit den richtigen Menschen verbringt! Danke ihr drei, dass ihr da ward und Euch auf Ghana und mich eingelassen habt - ja, Papa hat mir trotz Bedenken die komplette Planung überlassen! Und so schlimm war es doch garnicht oder?
Euch anderen lieben Lesern soll gesagt sein, dass Ghana ein wirklich lohnenswertes Reiseziel ist, welches viel Kultur, Natur und Freundlichkeit zu bieten hat. Na wäre das nicht mal ein Ort für den nächsten Sommer?
Ich genieße jetzt noch die wenigen Ferientage die verbleiben bevor wir in den dritten und für mich letzten Term starten.

Bis in ein paar Monaten, ihr Lieben! Ich hoffe es geht Euch allen gut! Erholte Grüße sendet Luca

Dienstag, 10. Februar 2015

AFEHYIA PA!

Hallo ihr Lieben,

zunächst einmal wünsche ich Euch - wenn auch verspätet, was ja nicht ganz untypisch ist für Ghana - ein gesegnetes, spannendes, gesundes, humorvolles, erlebnisreiches und vor allem glückliches Jahr 2015!
Auf Twi sagt man "AFEHYIA PA", was bei den Ghanaer in etwa so klingt: "afischiah poooooooo". Das langgezogene O am Ende betont dir Nettigkeit dieser Wünsche umso mehr, findet ihr nicht auch?
Diese lieben Grüße beziehen sich übrigens nicht nur auf Silvester, sondern auch auf das Fest der Liebe - Weihnachten. Folglich wird man circa eine Woche vor Weihnachten bis Wochen nach Silvester mit diesen netten Worten begrüßt. Wenn man dann noch passend antworten kann, erntet man viele lächelnde Gesichter.

Doch was zeichnet die Vorweihnachtszeit - auch bekannt als Adventszeit - in Ghana sonst noch so aus? Anfang Dezember hätte ich auf diese Frage vermutlich erwidert, dass es derartiges in Ghana nicht gäbe. Keine kalten Temperaturen, keine Weihnachtsdeko, kein Adventskranz, keine Kerzen, kein Weihnachtstee, um sich aufzuwärmen und keine kuscheligen Kaminabende.
Nur die kleinen Geschenke aus dem Adventskalende(!)r, die meine anonymen Freundinnen mir schenkten und die Whatsappsprachnachrichten von Eiki, die mir jeden Tag einen von 24 Teilen einer Weihnachtsgeschichte vorließ, ließen mich spüren und wissen, dass Weihnachten vor der Tür stand. (an dieser Stelle ein erneutes großes DANKESCHÖN dafür!)

Am Wochenende des 5.-7. Dezembers vernahm ich dann das erste Klopfen. Mein erstes Wochenende ferner von meinem neuen Zuhause oder Umgebung stand an- ein Kurztripp nach Accra, Ghanas Hauptstadt. Zusammen mit meiner Facebookbekanntschaft - einer ganz lieben deutschen Freiwilligen (von einer anderen Organisation) und weiteren Mitgliedern ihrer Organisation besuchte ich den Weihnachtsmarkt. Jaja ihr habt richtig gelesen - Weihnachtsmarkt. Diese Art von Markt, die in Deutschland während der Adventszeit in jeder größeren Stadt zu finden ist und auf dem man Dinge von Weihnachtsdekoration und Schmuck über warme Klamotten, Naschereien oder auch Glühwein ergattern kann. Und ja, solch ein Markt sollte an diesem besagten Samstag im Goetheinstitut Ghanas stattfinden und ich war Gast.
Zwar war er nicht zu vergleichen mit einem Weihnachtsmarkt in Deutschland, aber man merkte, dass die Veranstalter sich viel Mühe bei der Planung gegeben hatten. Es gab verschiedenste Stände an denen man sowohl ghanaische und afrikanische Schätze wie Stoffe, Taschen oder Holzschnitzereien, als auch amerikanische Weihnachtsdekoration, Kerzen, Honig, Bücher oder Schokolade finden konnte. Untermalt wurde die ganze Veranstaltung von einer talentierten ghanaischen Musikgrupp, die am Ende sogar Weihnachtslieder darbot. Das absolute Highlight für mich war jedoch ein ghanaischer Kinderchor des Goetheinstituts, der extra für diesen Tag deutsche(!) Weihnachtslieder erprobte. Folglich hatte sich wirklich in jedem Gast Weihnachtslaune entwickelt.
Anschließend besuchten wir eine der Malls in Accra, was in mir pure Aufregung, Verwirrung und Glücksgefühle erweckte.Ich weiß garnicht genau wie ich Euch diese Gefühlslage beschreiben soll.Schon sofort nach Ankunft in Accra fiel mir ein Unterschied zu Kumasi auf. Accra ist viel "westlicher orientiert": die Leute sind anders gekleidet, mir sind mehr Fabriken ins Auge gestochen, meinem Eindruck nach gab es mehr ausgebaute Straßen und es gab eben diese Malls. Nach betreten dieser wusste ich nicht so richtig wo ich mich befand. Ich stand in einem großen Kaufhaus mit Rolltreppen, Geschäften, einem riesigen Supermarkt, Restaurants und Toiletten mit fließendem Wasser, das geschmückt war mit richtig kitschiger Weihnachtsdekoration. Ein Kaufhaus wie man es in Deutschland finden könnte. Aber es passte eben nicht in das Ghana, was ich bislang kennen lernen durfte. Wo war die ghanaische, laute, lustige, traditionelle Atmosphäre? Hier jedenfalls nicht.
Und damit nicht genug. Am nächsten Mittag nach der kostenlosen Übernachtung bei einem der Freiwilligen und einem ausgiebigen, köstlichem, gemütlichem zweiten Adventsfrühstück und anschließendem Haareschneiden unter den Mädchen, fuhren wir zu einer weiteren Mall, um dort einen richtigen Kaffee zu trinken (serviert in deutschen Biergläsern hihi). Einen Kaffee aus gemahlenen Bohnen, mit Milchschaum bedeckt und Kakaopulver verziert - ein richtig richtiger Kaffee eben! Oder soll ich besser Hochgenuss sagen? Die Ghanaer sind nämlich leider absolut keine Kaffeetrinker, sodass man hier nur Nescafé-Instant-Kaffeepulver mit Wasser und Milchpulver vermischen kann, was am Ende nur mit viel Vorstellungskraft als Kaffee zu identifizieren ist.
Nach diesem himmlischen Erlebnis strebten wir also völlig glücklich und noch immer vom Genuss des Kaffees benebelt die fünfstündige Heimfahrt im luxuriösen VIP-Bus an.
Insgesamt war dieses Wochenende folglich absolut lohnenswert für mich: ich hatte eine weitere eher "westliche" Seite Ghanas entdeckt, erfolgreich ein paar liebe Menschen gefunden mit denen ich um und über Silvester reisen wollte und meine Weihnachtsstimmung war erstaunlich gestiegen.

Zurück in meinem neuen Zuhause schien sich nach diesem Wochenende auch einiges verändert zu haben. In der Schule lernte und sang man Weihnachtslieder und in Kumasi entdeckte ich plötzlich auch Weihnachtsdekoration. Man fand Tannenbäume, Lichterketten und Menschen mit Weihnachtsmützen und überall vernahm man die Klänge bekannter Weihnachtsklassiker - sogar auch auf dem Central Markt. Meine Weihnachtsstimmung hatte also passend zum Fest den Hochpunkt erreicht. Und dann war es so weit. Mein erstes Weihnachten weit weg von zuhause ohne meine Familie stand an.
Der 24. Dezember war ein mehr als normaler Tag an dem ich alleine auf meine Gastgeschwister aufpasste, da Mama Esthee und Papa James nach Kumasi gefahren waren, um den alljährigen Weihnachtsgroßeinkauf zu erledigen. Hier bedeutet Bescherung nämlich nicht "jeder öffnet die mit seinem Namen versehenen Geschenke, die unter dem Tannenbaum liegen". in einigen Familien, wie eben auch in meiner Gastfamilie, kaufen die Eltern neue Kleidung, Schuhe, Spiele oder anderes für sich und die Kinder, was dann aber eben nicht als Weihnachtsgeschenk bezeichnet wird.
Da in Ghana der 25. Dezember als Weihnachten definiert wird, plante ich für den Heiligabend (24.) ein Skypedate mit meiner Familie, weshalb ich live bei der Bescherung dabei sein konnte. Plötzlich klopfte es währenddessen an meinner Zimmertür und als ich öffnete, drückte mein Gastpapa mir eine große Tüte in die Hand mit den Worten "Hier Luca, dein Weihnachtsgeschenk!" In ihr befand sich eine 700g große Dose mit Keksen und eine Fanta- und Coladose. Meine Freude darüber war riesig! Mein Gastpapa wusste, dass man sich in Deutschland etwas schenkte und wollte mir so eine Freude bereiten - und das mit Erfolg!
Der 25. Dezember war dann leider ebenfalls eher unfeierlich. Es handelte sich um einen ganz normalen Tag an dem Mama Esthee sich jedoch etwas mehr Zeit nahm und Mühe gab, das Bankoo - afrikanisches Essen- zuzubereiten. Der vorher groß angekündigte Kirchengang, wofür ich mir extra ein Kleid hatte schneidern lassen, blieb ebenfalls aus. Ich fand das sehr seltsam: Ghana zählt zu den Ländern mit den meisten gläubigen Menschen, aber dennoch ist ein Gang zur Kirche an Weihnachten nicht bei allen eingeplant. Bei meiner Gastfamilie sogar nicht mal trotz der Tatsache, dass Sir James sogar ein Organisator und Bibelstundenlehrer in seiner Kirche ist.
Ich versuchte folglich das Beste aus dem Fest zu machen. Vormittags schnappte ich mir meine Gastgeschwister und wir wandelten mit Hilfe von Weihnachtskugeln aus dem Adventskalender eine Tanne unseres Gartens in einen Tannenbaum um - selbst der Stern auf der Spitze durfte nicht fehlen. Den restlichen Tag spielten wir, erzählten uns Geschichten und sangen Weihnachtslieder. Das abendliche Festmahl verspeisten wir zur Feier des Tages im Klassenraum der vierten Klasse und, wie an Sanctuarys Geburtstag, gab es sogar Cola, Fanta und Sprite als Getränke. Als Nachtisch bot ich deutschen Lebkuchen an, was meine Gasteltern sehr genossen, meine Geschwister jedoch eher weniger - war ihnen nicht süß genug hihi...

Und hier endet Lucas Weihnachten in Ghana auch bereits. Ich würde es abschließend als unspektakulär, anders, unfeierlich und unweihnachtlich bezeichnen - nächstes Jahr also wieder in Deutschland mit meinen Liebsten!
Wie ich es ja bereits erwähnte, verbrachte ich mein Silvester in Ghana reisend - meine erste Erkundungsreise des Landes . Wie das war und was ich entdeckte und erlebte, werde ich Euch in näherer Zeit wissen lassen oder sogar veranschaulichen.

Bis dahin sende ich Euch wärmste, sonnigste Grüße ins kalte Deutschland! So eine Jahreszeitenfreiheit hat auch seine Vorteile hihi..
Luca Valerie von und zu Lange

P.S. Für alle Fußballinteressierten unter Euch: ja, Ghana ärgert sich sehr über den knapp verpassten Titel im AfricaCup..Ich hoffe ihr trauert mit uns!

Samstag, 29. November 2014

Insekten, Tiere und andere animalische Gestalten

ACHTUNG: Dieser Kurzbericht oder eher gesagt diese Fotostrecke ist nicht ganz ernst zu nehmen und lediglich die Folge einer Phase der guten Laune.

Ich widme sie meinem wundervollen Herrn Papa, da er mich schon des Oefteren nach Schnappschuessen von ghanaischen Kreaturen, auf die ich hier so treffe, fragte.
Wie kommt er nun zu einer solchen Frage moege einem Unwissenden in den Sinn kommen. Die Antwort ist ganz einfach: in den letzten Wochen vor meiner Abreise entdeckte ich naemlich meine grosse Leidenschaft - das Fotografieren von Insekten. Meinen Papa liess ich daran voller Euphorie teilhaben, ob er wollte oder nicht. Ausserdem kennen einige unter Euch vielleicht meine Liebe zu den kleinen achtbeinigen Lebewesen unter uns. Papa hat es sichtlich genossen bereits Monate vor dem Beginn meines Abenteuers immer wieder das Geruecht zu betonen, dass es in Ghana anscheinend handtellergrosse Spinnen gaebe. Ich muss Euch leider (?) enttaeuschen: das Geruecht ist immer groesser als die Wahrheit (in diesem Fall auch bildlich gesehen - koennte als Wortwitz durchgehen, oder?!).
Macht es Euch gemuetlich, lehnt Euch zurueck, atmet ein letztes mal tief durch und lasst Euch ein auf die Welt der Tiere..

Ich dachte mir wir beginnen einfach mal mit den schoensten meiner Lieblingstiere, meinen absoluten Favoriten. Danke an Euch, dass ihr mich auch ja nicht alleine schlafen lasst. Hab ich schonmal erwaehnt wie gluecklich ich bin mein Mueckennetz zu besitzen?
Weiter geht es mit unseren sechsbeinigen Freunden, den Insekten.
Zu eurer linken seht ihr einen Massenmord. Es gibt hier naemlich so ein schoenes Spruehmittel, welches mich stetig beim Kampf gegen jegliche Insekten unterstuetzt.
Das ist doch mal eine schoene Kreatur, nicht wahr?
Nun hab ich die Ehre Euch diese netten Wesen vorzustellen. Sie laufen hier ueberueberall herum. Ob draussen vor der Tuer..
..oder im Zimmer, stoert sie wenig.
Diese farbenfrohen Genossen sind so unfassbar nervig. Sie amuesieren sich naemlich dadurch zu jeder Uhrzeit gegen meine Fensterscheiben zu klopfen.
Aber ich moechte Euch ja nicht vorenthalten,dass hier auch niedliche Lebewesen hausen. Ich wohne mit sieben Katzen plus diesen drei Neulingen zusammen. Und auch die circa zwanzig Huehner geben sich gerade viel Muehe bei der Vermehrung, sodass momentan drei Huehnermamis begleitet von ihren Kuecken ueber das Grundstueck spazieren.
Und zu guter letzt: ein totes Zebra!